Die Macht der Freude
Einst lebten in einem weitentfernten Konigreich ein Konig und eine Konigin. Sie hatten die Meisterschaft sehr gern und deshalb liessen sie eine Stadt der Meister grunden. Dort wurde auch ihr Schloss erbaut. Als bei ihnen ein Kindchen kam, befahlen sie dem besten Meister, es Flote spielen zu lernen. Das Kind lernte schnell alles, was ihm man sagte. Es war klug. Nur Eines beunruhigte die Herrscher. Ihr Sohn war sehr mutwillig. Einmal rief der Konig den Jungen zu sich und sagte ihm: “ In dieser Stadt gibt es hundert Garten. Von heute an bist du der Herr. In die neunundneunzig Garten mit den goldenen Toren kannst du gehen, aber in den hundertsten mit dem silbernen Tor, tritt sogar der Konig nicht ein. Er ist von dem bosen Zauberer, dem Sauerregen, verhext, dessen silbernes Denkmal in seiner Mitte steht.
Es vergingen Monate. Der Konigsohn spielte nur in den Garten mit goldenen Toren, aber einmal siegte seine Neugier. Er trat in den Garten mit dem silbernen Tor ein. Aber noch bevor er die Turschwelle uberschritt, belebte sich die silberne Figur.
Der Junge erschrak. Er versuchte wegzulaufen, aber das Ungeheuer packte ihn und trug ihn in sein Schloss aus Elfenbein. Der bose Zauberer schloss den Jungen dort ein. Wenn er versuchte durch das Fenster zu fliehen, wurde er in dem ewig sturmischen See ertrinken. Dieser Zauberer hasste das Lachen und verbot, dass jemand Spass machte. Denn er hatte seine Macht verloren, wenn er horte, dass jemand lustig war. Deshalb waren alle traurig im Schloss.
Eine ganze Woche suchten sie den Lieblingssohn des Herrschers vergebens. Der bose Sauerregen brachte dem Konigreich soviel Ungluck, dass alle Leute den Konigsohn und seine Neugier verfluchten.
Die Zeit verging, ihre Leiden verminderten sich. Eine Konigstochter kam zu Welt. Sie nannten sie Floria. Ihr Namen erinnerte an Flirri und an seine Flote. Als das Madchen schon sechs Jahre alt war, enthullten ihr der Vater und die Mutter das Geheimnis. Floria dachte oft an ihren Bruder. Einmal beschloss sie zu sehen, ob die silberne Figur noch da war. Sie schloss sich ein und in der Nacht bastelte sie einen Flugdrachen. Am nachsten Tag gab es Wind, und sie flog mit ihrem Drachen uber den hundersten Garten. Sie sah, dass die Figur nicht mehr dort stand. Dann flog sie zuruck und sagte das ihren Freunden. Sie beschlossen zusammen, Florri zu retten.
Sie begaben sich auf den Weg. Auf einer Kreuzung trafen sie einen Zwerg, der vorher einmal Untertan des Zauberers war. Sie fragten ihn, was sie tun mussten. Er antwortete ihnen: ” Drei Tages Wegs von hier entfernt, befindet sich eine hundertjarige Eiche. Bleibt vor ihr stehen, hort an, was sie euch sagt und tut es: Bis zu Eiche tragen euch diese Kraniche hin.” Der Zwerg verschwand. Die Kinder setzten sich auf die Kraniche und sie trugen sie uber das Gebirge weg. In drei Tagen erreichten sie die Eiche. Sie setzten sich in ihrenSchatten und der Baum sprach zu ihnen: “Auf jenem Gipfel befindet sich das Schloss. Geht hin und haut in den Felsen das Wort “Freude” ein. Dann tanzt um das Schloss herum. Und was ihr weitermacht, zeigen euch eure Herzen. Nehmt diesen Silberball. Er fuhrt euch bis dahin.”
Die Eiche schwieg. Die Kinder dankten und nahmen den Ball, rollten ihn und er fuhrte sie durch die Schluchten. Als sie den Felsen, auf dem das Schloss stand, erreichten, hauten sie mit Muhe das Wort “Freude” ein. Dann tanzten sie einen frohen Reigentanz. Der Zauberer verlor seine Macht. Die Turen offneten sich. Man horte das Lied der Flote. Die Kinder freuten sich. Fliri war frei.
Im Schloss dachte man, das Flirri, Floria und die anderen Kinder, die mit ihr zusammen gegangen waren, nicht mehr am Leben seien und beweinten sie. Nach ihrem frohen Ruckkher freute man sich sehr und feierte drei Tage. So wurde auch der hundertste Garten von dem Zauber befreit. Heute befindet sich dort das Stadtzentrum. In der Mitte stehen die Statuen von Flirri mit seiner Flote und von Floria mit ihrer wunderbarer Schonheit statt des Zauberers Denkmal.
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